Männer riechen nach Apfel.
So
empfindet es Henrike, und lässt sich, obwohl sie doch eine Lesbe ist
und in einer festen Beziehung lebt, auf allerlei merkwürdige
Abenteuer ein, bis sie auf den Trichter kommt, dass ihr fruchtiger
Appetit auf das andere Geschlecht mit ihrer Fruchtbarkeit zu tun hat.
Ein Kinderwunsch, der so physisch und dringlich wird wie Hunger oder
Durst.
Was tun, wenn es mit der Partnerin
ohnehin gerade kriselt und letztere mit Kindern nicht viel anfangen
kann? Woher Samen nehmen oder doch stehlen? Eine mehrjährige Odyssee
beginnt, und Henrike und Judith, das Langzeitpaar, schaffen es trotz
aller Widrigkeiten, zusammen zu bleiben und zu lernen, wie man eine
Familie wird.
„Apfelduft“ ist zum einem ein stark
autobiographischer Unterhaltungsroman. Zum anderen ist es ein
lesbischer Lebensentwurf von heute – ein Buch, das den Alltag einer
so genannten alternativen Familie so zeigt, wie er eben ist: meistens
überraschend unspektakulär und ganz bestimmt nicht ohne
Kompromisse. .Der Weg dorthin, nun gut, er ist auch heute noch
steinig, aber machbar.
Auch der realistische und doch
zärtliche Blick auf eine Langzeitbeziehung zwischen zwei
eigenwilligen Frauen hat mir sehr gut gefallen.
Frauenlektüre, klarer Fall. Aber: Muss
frau das lesen? Nun, für Lesben mit Kinderwunsch ist es sicherlich
eines der besten Bücher auf dem Markt derzeit, und das obwohl es
eigentlich ein Roman ist. Für Lesben ohne Kinderwunsch oder solche,
die sich da noch nicht ganz sicher sind, ist das Buch allemal eine
unterhaltsame und erhellende Lektüre darüber, wie es sein könnte. Für Nicht-Lesben ist es sicherlich auch ganz erhellend, vor allem für junge und werdende Mütter.
Ein paar Dinge fand ich so unglaublich, dass sie vermutlich wahr
sind. Der Rest ist vermutlich auch sehr nah dran am Leben. Da stört
dann auch das letzte Kapitel nicht so sehr, in dem die Autorin noch
ein wenig ins Schwadronieren gerät über das, was Mütter und
Nicht-Mütter auf ewig voneinander trennen wird und darüber, dass
viele Lesben so kinderfeindlich sein, weil sie Bitterkeit in sich
tragen, selbst keine Kinder bekommen zu haben. Darüber kann man mal
nachdenken und meinetwegen auch diskutieren, aber nicht im Epilog
eines Romans.
224 Seiten, Klappenbr., Fadenheftung, 9,90, ISBN
978-88769-735-8 .
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen